Chronik des Gesangverein Liederkranz 1903 Alfeld
Einige Männer aus Alfeld, zum Großteil waren es Musiker, trafen sich im Haus von Johann Lederer zum gemeinsamen Singen. Dort gründeten sie am 4. Januar 1903 einen Gesangverein, den sie auf den Namen Liederkranz tauften.
Die Mitgliederzahl wuchs rasch an, so dass sich der Verein schon bald einen neuen Probenraum suchen mußte. Da Leonhard Niebler (späterer „Neuwirt“) dem Verein als passives Mitglied angehörte, verlegte man die Proben in sein Gasthaus ‚Weißes Kreuz‘, welches auf dem jetzigen Anwesen Linhard/Dannhauser stand. Nachdem der damalige Besitzer des Gasthauses Högner, Heinrich Högner, im 1. Weltkrieg gefallen war, heiratete Johann Sebastian Kolb in die Wirtschaft ein. J. S. Kolb gehörte dem Verein auch als aktives Mitglied an und deshalb wechselte man bereits in den zwanziger Jahren jährlich zwischen den Gasthäusern Niebler und Högner.
Der Gründungsvorstand hieß Johann Georg Sebald, der jedoch kurz nach der Gründung verstarb. Kassier war Leonhard Sixt und Chorleiter Johann Söhnlein. Der Tod von Johann Georg Sebald war Anlaß, bereits am 15. Februar 1903 eine Generalversammlung mit Neuwahl einzuberufen. Als Vorstand wurde dabei Leonhard Sixt und als Kassier Johann Bruckner gewählt; Chorleiter blieb Johann Söhnlein.
Vom 3. Februar 1907 bis 1. Oktober 1911 übernahm Heinrich Walz die Vereinsführung und vom 1. Oktober 1911 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges war Johann Georg Oberleiter Vorstand. Während der Kriegsjahre ruhte der Verein. Nach dem Krieg führte Joh. G. Oberleiter sein Amt als Vorstand weiter. Von 1920 bis 1928 dirigierte Joh. Lederer den Chor, von 1928 bis 1940 Georg Maul.
Unter der Vorstandschaft von Hans Maul trat der Gesangverein Liederkranz im September 1933 dem Fränkischen Sängerbund bei.
Während des 2. Weltkriegs ruhte erneut das Vereinsleben. Danach übernahm Michael Maul in Vertretung seines Bruders die Dirigentenstelle, da sich dieser noch in russischer Kriegsgefangenschaft befand. Die Vereinsführung übernahm für kurze Zeit Konrad Gundel. Anschließend führte Heinrich Walz den Verein weiter. Den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege widmet der Verein alljährlich zum Volkstrauertag am Kriegerdenkmal ernste Lieder zu deren Gedenken.
Einer der Höhepunkte der Vereinsgeschichte war das 50-jährige Vereinsjubiläum. Unter 1. Vorstand Hans Haas und Chorleiter Michael Maul wurde dieses Jubiläum am 30. und 31. Mai 1953 ganz groß gefeiert. Es begann am Samstag bei regnerischem Wetter mit einem Standkonzert auf dem Marktplatz. Daran schloss sich der Festkommers mit Ehrung der Gründungsmitglieder und verdienter Sänger im Saal des Gasthauses ‚Goldener Stern‘ an. Es folgte ein Fackelzug zum Kriegerdenkmal zum Gedenken der gefallenen und vermissten Sänger des Vereins und zur Enthüllung der Ehrentafel. Um 22.30 Uhr war dann großer Zapfenstreich auf dem Marktplatz, dem viele Zuhörer beiwohnten.
Frühzeitig wurden die Festbesucher am nächsten Tag durch den Klang feierlicher Choräle vom Kegelberg geweckt. Nach dem Festgottesdienst widmete sich die Jugend mit großem Eifer dem Einholen der auswärtigen Vereine. Um 14.00 Uhr fand ein großer Festzug zum Festplatz unter den ‚Vier Linden‘ statt, wo der erste Vorstand Hans Haas die Begrüßung der Teilnehmer und Gäste und die Bildenthüllung vornahm. Die Geschenkübergabe des Brudervereins G.V. 1852 und anschließende Gesangsvorträge der teilnehmenden Vereine rundeten diesen Festnachmittag ab. Am Abend ab 18 Uhr vereinigte der Maitanz in verschiedenen Sälen des Ortes Jung und Alt zu fröhlicher Geselligkeit.
Bis Ende der fünfziger Jahre wurden durch den Verein immer wieder Theaterstücke aufgeführt. Das letzte im Jahr 1959 mit dem Titel „Das Lieserl vom Berghof“.
Michael Maul dirigierte den Verein 24 Jahre, bis er ihn am 6. März 1971 an Hans Vogel aus Fürnried übergab. Nachdem dann Hans Vogel im Herbst 1975 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellte, war man wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Chorleiter. Es gelang der Vorstandschaft, Leonhard Ehras aus Gerhardsberg dafür zu gewinnen.
Das nun anstehende 75-jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1978 unter der Führung von 1. Vorstand Georg Maul wurde mit einem drei Tage dauernden Fest mit großem Festzug, an dem 36 Vereine teilnahmen, gebührend gefeiert. Mit einem Standkonzert der Festkapelle ‚Schwarzachtaler‘ und dem anschließenden Zug zum Festzelt sollte das Jubiläum am Freitag beginnen. Aber leider machte dem Verein starker Regen einen strich durch die Rechnung, so dass man sich zum Bieranstich im Festzelt traf. Am Samstag schloss sich ein großer Volksmusikabend an, inszeniert und organisiert durch den damaligen 2. Vorstand Hans Kolb. Mit dem Totengedenken am Kriegerdenkmal und anschließendem Festgottesdienst begann der Festsonntag. Um 14.30 Uhr fand dann der große Festzug durch den Ort zum Festzelt auf dem Alten Sportplatz statt.
Angeführt wurde der Festzug von 20 Ehrenjungfrauen unter der Regie von Sängerkamerad Georg Maul.
Die ältesten Sänger und Ehrenmitglieder wurden mit einer Pferdekutsche gefahren, gesteuert von Johann Pirner von der Claramühle. Der Wettergott ließ sich während der Festtage um schönes Wetter auch sehr bitten, denn von Freitag bis Sonntagmorgen regnete es immer wieder sehr heftig, so dass zeitweise der Festplatz unter Wasser stand. Erst gegen Mittag zeigte sich der Himmel von seiner schönen Seite und es schien zum Festzug sogar die Sonne. Der Festausklang wurde durch die Festkapelle ‚Schwarzachtaler‘ eingeleitet.
1. Vorstand Georg Maul, der den Verein über insgesamt mehr als 17 Jahre führte, übergab im Februar 1979 die Vereinsführung an Rudi weiß, der schon einen Großteil der Organisation zum 75-jährigen Vereinsjubiläum übernommen hatte.
Chorleiter Leonhard Ehras gab 1983 aus zeitlichen Gründen die musikalische Führung des Chores ab und so war man wieder auf der Suche nach einem neuen Chorleiter. Nachdem bis zum Beginn der Singstunden im September noch niemand gefunden war, übernahm 1. Vorstand Rudi Weiß, der bereits einen Chorleiterkurs besucht hatte, vorübergehend die Chorproben, um den Verein zu erhalten. Endlich, nach vielen Anfragen und Telefonaten an verschiedene Chorleiter, war man fündig geworden und so übernahm Karl Scherupp aus Fuchsstein die Dirigentenstelle.
Im Jahre 1991 nahm 1. Vorstand Rudi Weiß Kontakt zu einem Männerchor in Pusarnitz (Kärnten) auf, dem ein erster Besuch unseres Vereins im Jahre 1992 folgte. Ein Liederabend in der Kulturhalle Pusarnitz mit viel Kärntner Prominenz war der Höhepunkt dieser Reise. Es folgte eine Reihe weiterer gegenseitiger Treffen, durch die sich eine feste Bande entwickelte. Am 1. Mai 1993 fand ein Liederabend anlässlich des 90-jährigen Jubiläums des Gesangverein Liederkranz im Gasthaus ‚Deutscher Hof‘ in Alfeld statt. Zusammen mit dem MGV Pusarnitz, dirigiert von der Chorleiterin Klaudia Meier, gestaltete sich ein sehr abwechslungsreicher Liederabend, dem anschließend ein sehr feucht-fröhlicher Ausklang im Gasthof ‚Berghof‘ folgte.
Durch Mundwerbung erfolgte eine Einladung zu einem weiteren Verein nach Kärnten – zum MGV Seeboden am Millstädter See. Auch dort wurde mit einem Liederabend eine freundschaftliche Bindung besiegelt.
Nachdem Karl Scherupp, der den Verein seit 1983 zur vollsten Zufriedenheit der Sänger führte, seine Chorleiterstelle zum Ende des Vereinsjahres im Juni 1998 niederlegte, da war man wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Chorleiter. Zur Überbrückung der chorleiterlosen Zeit mußte wieder 1. Vorstand Rudi weiß die Dirigentenstelle übernehmen. Doch schon Ende Oktober war man fündig geworden: Erstmals übernahm mit Karin Lehnerer eine Frau die Chorleiterstelle! Nach kurzer, beiderseitiger Eingewöhnungszeit machte das Singen sehr viel Freude und sie konnte nahtlos an das von ihrem Vorgänger Erarbeitete anschließen und mit wachsender Begeisterung aller Sänger fortführen. Wir können nur hoffen, dass dieser Glücksgriff dem Verein lange erhalten bleibt!
Der Gesangverein Liederkranz nahm seit seinem Bestehen auch an zahlreichen Jubiläen und Festzügen anderer Vereine teil.
Wenn wir nun vom 16. bis 18. Mai 2003 unser 100-jähriges Jubiläum feiern können, verdanken wir dies all den Männern und Frauen, die als aktive oder passive Mitglieder dem Verein die Treue gehalten haben, nicht zuletzt aber auch den Vorständen, die den Verein durch Höhen und Tiefen geführt haben. Möge es auch in Zukunft Männer geben, die das deutsche Lied erhalten und an kommende Generationen weitergeben.
Chronik: Rudi Weiß
Text: Rudi Weiß, Bernd Kolb
Wir schreiben weiterhin Geschichte, sei dabei
Auf geht’s zum Treff im Männerchor
Seit 120 Jahren haben viele Sänger schon erfahren, wie schön es ist bei uns im Chor, denn jedes Lied geht sofort in’s Ohr. Soll Dich auch ein Ohrwurm plagen, solltest Du Dich zur nächsten Singstund‘ wagen!
Flyer ‚Auf geht’s zum Treff im Männerchor‘ als JPG
Flyer ‚Auf geht’s zum Treff im Männerchor‘ als PDF